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Attraktive Ausbildungsplätze im Handwerk noch offen

Ausbildungsmarkt läuft gut an, aber spürt den Nachwuchsmangel

veröffentlicht am 30.08.2018
Azubis Handwerk

Freie Ausbildungsplätze gibt's auch noch für den Beruf als Bäcker/in. Foto: Paul-Georg Meister/pixelio.de

Schwaben (dl).  Die Handwerkskammer für Schwaben (HWK) meldet zum Start des Ausbildungsjahres ein erfreuliches Plus von knapp 6 Prozent (rund 180 Verträge) bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. Derzeit sind bei der HWK Schwaben 3.364 neue Ausbildungsverhältnisse eingetragen.

Anette Göllner, Leiterin der Berufsausbildung bei der Handwerkskammer für Schwaben (HWK), hat zwei Aspekte im Blick. „Jugendliche haben heute eine Fülle von Chancen, die sie natürlich auch nutzen. Unter dem Druck des Fachkräftemangels setzen die Betriebe noch mehr als bisher auf Ausbildung. Ein weiterer Trend ist erfreulich: Viele Betriebe steigen nach einer Pause wieder in die Ausbildung ein und ebenso steigt die Zahl der Erstausbilder, speziell bei kleineren Unternehmen.“

Nach wie vor steht die Fachkräftesicherung ganz oben auf der Agenda der Firmen. Der Nachwuchs wird immer stärker im eigenen Haus qualifiziert und für verantwortungsvolle Aufgaben vorbereitet. Es gibt jedoch berufsbezogene Unterschiede. Während die Bau- und Lebensmittelbranche intensiver sucht, ist der Bedarf im Elektrohandwerk eher gedeckt. Insgesamt werden in der Lehrstellenbörse der HWK Schwaben aktuell noch 839 Stellen querbeet vom Anlagenmechaniker bis zum Zahntechniker für einen Start in 2018 angeboten.

Erstausbilder nehmen zu

Die Bedeutung der Ausbildung zeigt sich den Experten der HWK Schwaben auch in der Zunahme von Unternehmen, die erstmalig oder nach längerer Zeit wieder ausbilden. Die Handwerkskammer begleitet diese Unternehmen intensiv. In speziellen Ausbilderseminaren und Workshops macht sie Firmen fit für Ausbildung. Bei Bedarf kommen die Ausbildungsberater in die Betriebe zur Vorbereitung und rechtlichen Information. Ergänzt wird dies durch spezielle Broschüren und Download-Materialien.

Unternehmen müssen vernetzt und attraktiv sein

Unternehmen mit gutem Ruf und einem regionalen Netzwerk, z. B. zu Schulen oder Vereinen, kommen bei Jugendlichen gut an. „Die Qualität in der Ausbildung spricht sich unter Jugendlichen schnell herum – und wer gut ausbildet, wer sich um seine Nachwuchskräfte bemüht, hat zumindest die Aussicht, Azubis zu bekommen und diese später auch im Betrieb zu halten“, bekräftigt Göllner. „Klappern gehört auch hier zum Handwerk – das heißt, Firmen müssen in der Öffentlichkeit und bei den Jugendlichen als Topbetriebe wahrgenommen werden.“ 

An erster Stelle steht das gegenseitige Kennenlernen im Praktikum. Hinzu kommt die Darstellung des Ausbildungsangebots im Internet und den sozialen Medien. Ergänzend müssen Ausbildungsplätze rechtzeitig veröffentlicht werden, wie  in der Lehrstellen- und Praktikumsbörse der HWK.  Ein professionelles Auftreten der Unternehmen bei Berufsinfomessen oder Eigenveranstaltungen wie Tagen der offenen Tür unterstreichen die Ausbildungskompetenz.

Hinzu kommt, dass junge Menschen spüren wollen, dass ihr Einsatz für den Betrieb wichtig ist und wertschätzend mit ihnen umgegangen wird. Göllner rät den Unternehmen, guten Azubis rechtzeitig die Übernahme zu signalisieren und sie nicht unnötig hinzuhalten. „Ausbildungsbetriebe, die ihre Nachwuchskräfte auch weiter beschäftigen möchten, müssen flexibel und kreativ sein und sich als Unternehmen empfehlen.“

Handwerk bildet flexibel aus – offen für alle Zielgruppen

In der handwerklichen Ausbildung wird die Lebenssituation der Nachwuchskräfte wo möglich berücksichtigt. Die Jugendlichen bringen vielfältige Fähigkeiten und Kompetenzen mit, auf die sich die Ausbilder einstellen müssen. Die jungen Menschen kommen aus allen Schularten – vom theoriegewohnten Gymnasiasten oder Studienabbrecher bis zum Auszubildenden, der individuell unterstützt werden muss. Wer Kinder zu betreuen oder Angehörige zu pflegen hat, für den ist eine Teilzeitausbildung im Handwerk ein attraktives Angebot.

Offen sind die Unternehmen auch für Bewerber mit Asylhintergrund, wenn sie Sprachkenntnisse, Bleibeperspektive und die nötigen Voraussetzungen mitbringen. Hier ist die HWK Schwaben sehr aktiv und berät die Firmen zur Abwicklung der umfangreichen Formalitäten und zeigt passende Hilfen auf. Dennoch muss bei aller Flexibilität das Ziel, die Prüfung zu bestehen, im Mittelpunkt sein.

Trendwende in Richtung duale Berufsausbildung deutet sich an

Positiv für das Handwerk ist auch, dass das Wissen bei Eltern wächst, dass ihren Kindern mit einer Berufsausbildung alle Wege offen stehen – und zwar passend zu ihrer Persönlichkeit und ihren Fähigkeiten. Dies bestätigt auch das Plus an Abiturienten, die eine Ausbildung beginnen. Je nach Talent und Leidenschaft passt für den einen die Expertenlaufbahn, ein anderer interessiert sich für eine Leitungsposition und ein dritter wird gerne Unternehmer. Die Kampagne „Elternstolz“ betont genau diese Vielfalt und zeigt interessante Berufswege auf.

Jetzt noch Ausbildungsplätze in Topberufen in allen Branchen

Speziell Jugendlichen, die noch keinen Ausbildungsvertrag abgeschlossen haben, stehen im Handwerk noch alle Möglichkeiten offen. „In vielen Berufen, u.a. Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Metallbauer, Schreiner, Maler- und Lackierer oder Hörakustiker gibt es noch Ausbildungsstellen in ganz Schwaben,“  weiß Göllner und rät jungen Menschen, die noch unversorgt sind, sich über die Lehrstellenbörse der HWK Schwaben (www.lehrstellenboerse-schwaben.de) oder die App "Lehrstellenradar", die auf jedem Smartphone läuft, zu informieren.

Viele Lehrstellen sind noch in den Nahrungsmittelhandwerken sowie den Bau- und Ausbauberufen vorhanden, aber auch Feinwerkmechaniker sowie Friseure haben noch alle Chancen. Gründe hierfür sind die anhaltend hohe Konjunktur im Handwerk und die rückläufigen Schulabgängerzahlen. Alle Wirtschaftsbereiche wie Handwerk, Handel, Industrie oder auch die Gesundheitsbranche schöpfen aus einem kleineren Pool.

Handwerkskammer gibt Tipps und wirbt mit Kampagnen

„Wer sich überhaupt noch nicht schlüssig ist, was er machen möchte, findet unter den Berufsorientierungsseiten der Handwerkskammer www.hwk-schwaben.de/Berufsorientierung oder auf www.facebook.com/ausbildung.hwkschwaben viel Wissenswertes und gute Tipps“, ermuntert Göllner  die jungen Menschen zu Aktivität. „Die Jugendlichen sind heute im Internet perfekt unterwegs.

Die  Nachwuchswerbekampagnen‚ „Macher gesucht“ www.lehrlinge-fuer-bayern.de sowie die Imagekampagne www.handwerk.de bieten fundierte Infos zu allen Berufen. Tipps für Eltern gibt auch die Kampagne Elternstolz www.elternstolz.de, die vom Bayerischen Wirtschaftsministerium, den IHKen und den bayerischen Handwerkskammern getragen wird.


Hilfe bei einer kurzfristigen Bewerbung gibt  der Experte für Ausbildungsplatzbesetzung der Handwerkskammer (HWK), Frederic Schießl. Diese kostenlose Leistung für Betriebe und Azubis wird gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und kofinanziert aus dem Europäischen Sozialfonds.

Die HWK-Zahlen für Schwaben im Überblick

Zeitraum 1. Januar 2018 bis 31. August 2018

neu abgeschlossene Ausbildungsverträge:     3.364 

Vergleich 2017:                                                        3.189