Nürnberg/Kempten/Memmingen (dl). Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen in Deutschland und auch der Region nahm zuletzt zu. Ein Grund sind die nun erfassten Flüchtlinge aus der Ukraine. Bundesweit liegt die Quote nun bei 5,2 Prozent, der Wirtschaftsraum Memmingen meldet 2,3 Prozent, was einen Anstieg von jeweils 0,3 Prozentpunkten entspricht. Das Unterallgäu liegt mit einer Qoute von 2,0 Prozent (+0,2) deutschlandweit unter den Top Ten der Landkreise mit der niedrigsten Arbeitslosenquote.
Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist wegen der Erfassung ukrainischer Flüchtlinge erstmals seit Monaten wieder gestiegen. Im Juni waren 2,363 Millionen Menschen ohne Job, 251.000 weniger als im Vergleichsmonat 2021.
Stabiler Arbeitsmarkt
"Der Arbeitsmarkt insgesamt ist weiterhin stabil", sagte der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele. "Die Anstiege gehen darauf zurück, dass die ukrainischen Geflüchteten nun in den Jobcentern erfasst und dadurch in der Arbeitsmarktstatistik sichtbar werden", sagte er.
Erstmals seit Jahresanfang ist die Arbeitslosenquote auch in der Region der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen gestiegen. Der Anstieg kommt erwartet, weil nun die ukrainischen Geflüchteten auch in der allgäuer Arbeitslosenstatistik relevant auftauchen.
„Grund dafür ist der Rechtskreiswechsel der Geflüchteten zum 1. Juni - weg vom Asylbewerberleistungsgesetz, für das die kommunalen Ausländerbehörden zuständig sind, hin zur Grundsicherung des SGB II, die durch die sieben Jobcenter in unserem Agenturbezirk geleistet wird. Stellen die Geflüchteten dort einen Antrag auf Grundsicherung, ist damit für die arbeitsfähigen Personen unter ihnen, die mindestens 15 Stunden in der Woche arbeiten können, grundsätzlich auch eine Arbeitslosmeldung verbunden – und damit das Erscheinen in der Arbeitslosenstatistik“, so Maria Amtmann, Leiterin der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen.
Mehr Frauen gemeldet
Werden dagegen nur die Zahlen der im Bereich der Arbeitsagentur (SGB III) arbeitslos gemeldeten Personen in Betracht gezogen, sei von Mai auf Juni ein saisontypischer leichter Rückgang der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen. „Dies zeigt, dass die Allgäuer Betriebe weiterhin über ein hohes Einstellungspotential verfügen und Arbeitskräfte suchen. Viele signalisieren uns auch ein großes Interesse, ukrainische Geflüchtete einzustellen – und zwar in ganz unterschiedlichen Branchen. Momentan scheitert es oft noch an der Sprachhürde.
Die Mehrzahl unter ihnen sind Frauen, die häufig betreuungsbedürftige Kinder mitgebracht haben. Sie brauchen als erstes eine Unterkunft, gesicherte Kinderbetreuung und in manchen Fällen auch ausreichende Mobilität, um sich auf Arbeitssuche begeben zu können. Insgesamt bin ich aber sehr optimistisch, dass die Geflüchteten – nicht zuletzt auch aufgrund der äußerst engagierten Arbeit der Jobcenter sowie der ehrenamtlichen Helferkreise – längerfristig gut in den Arbeitsmarkt integriert werden können, wenn sie denn länger bleiben möchten oder müssen“, äußert sich Amtmann positiv.
Grafiken: Agentur für Arbeit