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Angststörungen: Gut besuchter Vortrag im Rahmen der "Gesundheitsakademie"

veröffentlicht am 13.10.2016
Küthmann

Chefarzt Dr. Andreas Küthmann. Foto: privat

Memmingen (dl). „Angst ist ein Gefühl, das wir alle kennen“, weiß Chefarzt Dr. Andreas Küthmann, Ärztlicher Direktor des Bezirkskrankenhauses Memmingen. Allerdings könne die Angst zur Krankheit werden. Wann das der Fall ist, erklärte der Psychiater im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Gesundheitsakademie“ vor rund 100 Interessierten im Klinikum Memmingen.

„Hätten wir keine Angst, wäre das nicht gut“, schildert der Facharzt für Psychotherapie und Psychosomatik, Dr. Andreas Küthmann. „Denn die Angst schützt uns.“ In der Angst schalte der Körper auf Höchstleistung. „Der Blutdruck geht hoch, das Herz schlägt schneller. So kann sich der Mensch aus Gefahren retten.“ Werde die Angst aber krankhaft, schade das dem Menschen, seinem Körper und seiner Umwelt.

Ein Viertel der Bevölkerung betroffen

„Was viele nicht wissen: Angsterkrankungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt.“ Ein Viertel der Bevölkerung leide im Laufe des Lebens an einer Angststörung. Frauen seien doppelt so häufig betroffen wie Männer. Oft gehe die Angsterkrankung mit einer Depression einher.

Woran man eine Angststörung erkennt: „Wenn ich mehr als die Hälfte des Tages über die Angst nachdenke und meine Bewegungsfreiheit einschränkt ist, weil ich mich nicht traue, bestimmte Dinge zu tun“, definiert Küthmann. Depressive Verstimmungen und Selbstmordgedanken weisen ebenfalls auf eine Angststörung hin. „Oder wenn ich bestimmte Suchtstoffe brauche, um die Angst zu bewältigen.“ 

Die Ursachen einer Angststörung

Was die Ursachen für eine Angststörung seien: Genetische Faktoren, aber auch psychologische und psychosoziale Faktoren: „Menschen, die in ihrer Kindheit unter großen Verlust- und Trennungsängsten litten, die Gewalt oder sexuellen Missbrauch erfahren haben, sind häufiger betroffen.“

Die häufigste Angststörung sei die sogenannte spezifische Phobie: „Sie bezieht sich auf Objekte oder bestimmte Situationen: Angst vor Spinnen, Angst davor, mit der U-Bahn oder durch ein langes Tunnel zu fahren.“ Allerdings seien Betroffene selten in therapeutischer Behandlung: „Weil sie durch Vermeidung der angsteinflößenden Situationen oder Objekte ein relativ uneingeschränktes Leben führen können.“

Lernen, mit der Angst umzugehen

Die zweithäufigste Angsterkrankung, die sogenannte Panikstörung, führe dagegen ganz plötzlich – ohne erkennbaren Anlass – zu einer Panikattacke mit Hitzewallungen, Zittern, Atemnot oder Herzrasen. „In der Therapie lernen die Betroffenen, mit der Angst umzugehen. Je öfter sie eine Attacke aushalten, desto schwächer wird sie.“

Auch Entspannungsverfahren wie Yoga brächten Linderung. „Vielen hilft auch Sport und Ausdauertraining. Denn durch die Belastung des Körpers treten ähnliche Symptome wie bei einer Angstattacke auf. Dadurch merken die Patienten, dass sie das nicht umbringt.