
Memmingen (dl). Anlässlich der Ereignisse vom Mai 2012 präsentiert das Landestheater Schwaben jetzt das Bühnenstück von Thomas Freyer. Premiere ist Freitag, 31. Januar, um 20 Uhr im Studio.
Am 23. Mai 2012 ist auf Spiegel Online zu lesen: „Drama in Memmingen im Allgäu: Ein 14-Jähriger bedroht seine Lehrerin, schießt auf den Boden. Dann flieht er auf einen Sportplatz, wieder fallen Schüsse. Erst nach mehreren Stunden konnte die Polizei den Achtklässler am Dienstag festnehmen. Über sein Tatmotiv ist noch nichts bekannt.“
Die Süddeutsche Zeitung zitiert am 23. Mai den Rektor der Schule: „Er ist ein ganz normaler Junge unserer achten Klasse.“ Und: „Es war ein Hilferuf, wenn auch mit falschen Mitteln.“
Die Memminger haben erlebt, was es bedeutet, wenn das Unvorstellbare plötzlich vor der eigenen Haustür geschieht. Nach dem ersten Schock setzt das Nachdenken ein. Wie konnte es dazu kommen?
Zum Stück: „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? Wer hat Angst vor mir?“ Das Echo eines Kinderspiels hallt gespenstisch durch die Geschichten und Erinnerungen von drei Jugendlichen der ersten Nachwende-Generation und begleitet sie auf ihrer Suche: nach einem Land, das Heimat sein soll, nach einer Identität, die ihren Eltern verloren gegangen ist, nach jemandem, auf den sie schießen können.
Obwohl eigentlich längst im Westen angekommen, fehlt ihnen die Orientierung, denn nicht nur die Eltern denken nach wie vor im Osten – auch den Lehrern, die jahrzehntelang ein anderes System vertreten haben, bedeutet die neue Freiheit weniger Chance als Bedrohung.
Ein Kampf beginnt und eskaliert in der gewalttätigen Phantasie eines Amoklaufs dort, wo die Fronten am offensichtlichsten, wo Täter- und Opferrollen am klarsten verteilt sind: in der Schule. Ein Stück „mit formaler Kraft und entschlossenem Stilwillen", schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung „eine artifizielle Verbaloffensive, in der sich ‚Die Jugend‘ insgesamt mit Waffengewalt erhebt – eine erst paralysierte, unterwürfige Defensive, dann ein fast alttestamentarischer Rachefeldzug gegen die Leere der Welt und die Angst im eigenen Herzen.“
Info zum Autor: Thomas Freyer, 1981 in Gera geboren, studierte an der UdK Berlin Szenisches Schreiben. „Amoklauf mein Kinderspiel“, sein erstes Werk, erhielt beim Theatertreffen 2006 in Berlin den Förderpreis für neue Dramatik.
Weitere Vorstellungen am 2., 15., 16., 19., 22., 26. und 28. Februar sowie am 1. und 7. März 2014. Kartenreservierung unter Tel.: 08331/9459-16.