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Amazon-Verteilzentrum kommt

Allgäu Airport will eigenes Grundstück zur Verfügung stellen

veröffentlicht am 12.01.2021
amazon Ansiedlung

Nach heftiger Kritik an der geplanten Ansiedlung des Online-Riesen amazon auf kommunalen Grundstücken am Flughafen Memmingen zog die Allgäu Airport GmbH & Co. KG (AAP) ihr Grundstücks-Kaufgesuch zurück und will dem Unternehmen nun eine eigenes Grundstück anbieten. Symbolfoto: Radeck

Memmingerberg (dl/as). Der Verkauf eines Grundstücks am Flughafen Memmingen für den Bau eines Amazon-Verteilzentrums ist endgültig vom Tisch. Die Allgäu Airport GmbH & Co. KG (AAP) zog ihr Kaufgesuch zurück. Gleichwohl ist die AAP von dem Projekt überzeugt und möchte es an anderer Stelle verwirklichen, informierte der Memminger Airport am Montagabend in einer Pressemitteilung.

Während an mehreren Orten in Deutschland und in Bayern Verteilzentren dieser Art offenbar problemlos gebaut und auch von Kommunalpolitikern begrüßt wurden, entwickelte sich in und um Memmingen eine lebhafte Diskussion (wir berichteten). Gegner des Projekts befürchteten zu viel Konkurrenz für den Einzelhandel vor Ort. Außerdem genießt Amazon keinen guten Ruf, was die Arbeitsbedingungen betrifft, immer wieder wird das Unternehmen zudem für zu geringe Steuerzahlungen kritisiert.

Mit massivem Widerstand nicht gerechnet

„Mit dieser Art von Widerstand haben wir nicht gerechnet“, stellt die AAP-Beiratsvorsitzende Bettina Kurrle fest. Bewusst habe man ein Grundstück aus dem Portfolio der Gewerbepark am Allgäu Airport GmbH & Co. KG (GAP) kaufen wollen, da diese ja die Aufgabe habe, Gewerbeflächen im südlichen Bereich des Flughafens wirtschaftlich für die Anteilseigner zu verwerten.

Die GAP entstand im Zuge der Neuorganisation des Memminger Flughafens und wird maßgeblich von Landkreisen und Städten getragen. „Vom Verkauf hätten zu 75 Prozent die an der Gesellschaft beteiligten Gebietskörperschaften profitiert“, betont Bettina Kurrle. Die Stadt Memmingen ist mit 13,8 Prozent an der GAP beteiligt. Die Amazon-Ansiedlung stand auf der Tagesordnung der gestrigen Plenumssitzung des Memminger Stadtrats. Da die Gesellschafter der GAP nun nicht mehr Stellung beziehen müssen, wurde das Thema kurzfristig von der Tagesordnung gestrichen.

Allgäu Airport von Projekt überzeugt

Die AAP ist jedoch nach wie vor von dem Projekt überzeugt und meint, dass gerade in Zeiten der Pandemie eine Diversifizierung des Geschäftsmodells des Flughafens notwendig sei. Daher wolle man nun auf einem Areal, das sich schon immer im Besitz des Airports befindet, das zukunftsorientierte Projekt realisieren, ergänzt Bettina Kurrle.

Nachhaltiges Energiekonzept

Die Pläne für das geplante Verteilzentrum zeichnen sich laut Pressebericht durch eine CO2-neutrale Umsetzung während des Betriebs sowie einen möglichst geringen Flächenverbrauch aus. Ein nachhaltiges Energiekonzept sieht den Anschluss an das Fernwärmenetz des Flughafens vor sowie die Nutzung von Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern der Gebäude und die Versorgung mit Biogas aus dem benachbarten Hawangen.

"Wir können hier maßgeblich mitgestalten"

Für die Lieferung auf der „letzten Meile“ zum Verbraucher werden laut Auskunft von Amazon hauptsächlich Elektrofahrzeuge eingesetzt, für die ein eigenes Parkhaus entsteht, um möglichst wenig Fläche in Anspruch zu nehmen. Projektentwicklerin ist die Airport Energie Management GmbH (AEM), an der neben der Firma e-con AG die AAP zu 25,1 Prozent beteiligt ist. „Wir können hier maßgeblich mitgestalten und für eine ökologische Umsetzung des Projekts sorgen“, betont Allgäu Airport Geschäftsführer Ralf Schmid.

amazon soll Grundstück pachten

Gebäude und Grundstück bleiben im Besitz der AAP und sollen für 15 Jahre an Amazon verpachtet werden. Zuspruch erhielt das Projekt erst kürzlich von der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen. In der Region könnten nach deren Angaben auch Menschen ohne oder mit geringer Ausbildung durch Arbeitsplätze bei Amazon eine neue Chance erhalten. In Spitzenzeiten sollen bis zu 200 Beschäftigte im Zentrum arbeiten und bis zu 600 weitere bei Lieferpartnern.

Nächtliche Frachtflüge ausgeschlossen

Entscheidend für das Amazon-Votum für den Standort sei, so betonen alle Beteiligten, dessen hervorragende Verkehrsanbindung im Schnittpunkt zweier Autobahnen und die vorhandene Infrastruktur des ehemaligen Konversionsgeländes. Nächtliche Frachtflüge seien bereits durch die luftrechtliche Genehmigung des Airports ausgeschlossen.