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"Dankeschön im Scheckkartenformat": Ehrenamtskarte bald auch in Memmingen

veröffentlicht am 16.02.2017
Ehrenamtskarte

Mit Einführung der blauen und goldenen Ehrenamtskarte möchte sich die Stadt Memmingen bei allen engagierten Bürgern bedanken. Foto: Bayerisches Staatsministerim für Arbeit und Soziales, Familie und Integration. 


Memmingen (as). Als einer der letzten weißen Flecke auf der bayerischen Landkarte wird nun auch die Stadt Memmingen die Ehrenamtskarte einzuführen, um das freiwillige Engagement ehrenamtlich engagierter Bürger durch geldwerte Vorteile zu honorieren. Dies beschloss nun der Finanzsenat des Stadtrats einstimmig. Ab wann die Karten, die bei allen Akzeptanzstellen in ganz Bayern gültig sind, ausgegeben werden können, steht bislang noch nicht fest.

Inhabern der blauen oder der goldenen Ehrenamtskarte werden durch sogenannte „Akzeptanzstellen“  Vergünstigungen gewährt. Akzeptanzstellen können Einzelhändler, Dienstleister, Inhaber von Gastronomiebetrieben, Freizeiteinrichtungen und Vereine sein, die sich freiwillig bereit erklären, auf ihre Preise bzw. Mitgliedsbeiträge einen Nachlass zu geben.

Auch in öffentlichen Einrichtungen der Stadt Memmingen wie Museen, Hallen- und Freibad und Eissporthalle zahlen Inhaber der Ehrenamtskarte nur 50 Prozent des regulären Eintrittspreises. Dies erläuterte die Beauftragte für Stadtmarketing, Alexandra Störl, den Senatsmitgliedern.

Der Landkreis Unterallgäu, der die Karte bereits 2012 eingeführt hat, konnte in Memmingen bereits drei Akzeptanzstellen akquirieren, dazu gehören neben dem Burger King das Cineplex Memmingen und das Landestheater Schwaben.

Kein Einzelhändler ist zur Teilnahme verpflichtet

Zurückhaltend äußerte sich das Stadtmarketing memmingen e.V. in einer Stellungnahme. Darin heißt es, dass der Verein die Ehrenamtskarte als Zeichen der Anerkennung zwar grundsätzlich begrüße, sich allerdings nicht in der Lage sähe,  „eine Anerkennungskultur, die sich der Freistaat Bayern auf seine Fahnen schreibt, zu finanzieren“.

Unter Hinweis auf die schwierige Situation des Einzelhandels in einer Zeit des Internethandels und veränderten Kaufverhaltens betonte der Vorsitzende Hermann Oßwald, dass eine verpflichtende Beteiligung der Memminger Einzelhändler nicht möglich sei. Hieraufhin stellte Wolfgang Courage, Fraktionschef des CRB, klar, dass die Teilnahme der Einzelhändler freiwillig sei und bleibe. Seine Partei hatte die Einführung der Karte bereits 2014 beantragt, dem schlossen sich die Freien Wähler im November 2016 an.

"Finanzielle Aufwendungen überschau- und vertretbar"

"Die Stadt ist in der verantwortungsvollen Pflicht, bürgerschaftliches Engagement durch geldwerten Vorteil anzuerkennen", betonte Gottfried Voigt (FW) Im Vorfeld der Abstimmung. Die finanziellen Aufwendungen der Stadt hierfür seien "überschau- und vertretbar, der motivierende und wertschätzende Aspekt überwiegt". Dieser Einschätzung schloss sich auch Manfred Schilder (CSU) an. Er kritisierte jedoch, dass die Hürde mit fünf Stunden ehrenamtlichen Engagements in der Woche verhältnismäßig hoch angesetzt sei. "Wer unterhalb der Grenze ist, sollte auch gewürdigt werden." Bürgermeisterin Margareta Böckh wies auf den jährlichen Ehrenamtsempfang der Stadt Memmingen hin.

Wer bekommt die Ehrenamtskarte?

 Die drei Jahre gültige blaue Ehrenamtskarte erhalten Bürgerinnen und Bürger ab 16 Jahren,

-          die sich durchschnittlich 5 Stunden pro Woche oder bei Projektarbeiten mindestens 250 Stunden jährlich engagieren

-          die sich seit mindestens zwei Jahren bürgerschaftlich engagieren

-          die Inhaber einer Jugendleitercard (Juleica) sind

-          die in der Feuerwehr mit abgeschlossener Truppmannausbildung aktiv sind

-          die als Einsatzkräfte im Katastrophenschutz und Rettungsdienst mit abgeschlossener Grundausbildung tätig sind.

 Die unbegrenzt gültige goldene Ehrenamtskarte erhalten Personen

-          die Inhaber des Ehrenzeichens des Ministerpräsidenten sind

-          die eine Dienstzeitauszeichnung bei Feuerwehr, Rettungsdienst oder Katastrophenschutz erhalten haben

-          die nachweislich mindestens 25 Jahre lang 5 Stunden pro Woche oder 250 Stunden pro Jahr ehrenamtlich tätig waren

Aufwand für die Stadt und Anschubfinanzierung

Der personelle Aufwand für die Umsetzung des Projekts liegt bei etwa 10 bis 15 Stunden pro Woche. Hierfür muss eine neue Stelle eingerichtet werden. Alexandra Störl bezifferte die Personalkosten, die der Stadt Memmingen durch Einführung der Ehrenamtskarte entstehen, auf 17.500 Euro im Jahr. Den jährlichen Gebührenausfall, der den städtischen Einrichtungen entsteht, schätzt Störl In der Anfangszeit auf etwa 4.500 Euro. Starthilfe gibt es vom Freistaat Bayern: Er gewährt den Kommunen neben Werbemitteln auch eine Anschubfinanzierung von einmalig 5.000 Euro.

Die Stadt Memmingen hat die Aufgabe, die Karten auszugeben und sicherzustellen, dass die Voraussetzungen erfüllt sind. Außerdem kümmert sich die Stadt darum, Geschäfte und Einrichtungen dafür zu gewinnen, eine Vergünstigung zu gewähren.

Grußwort von Sozialstaatssekretär Johannes Hintersberger

Einen Gruß nach Memmingen sendet Sozialstaatssekretär Johannes Hintersberger: „Die Bayerische Ehrenamtskarte ist ein Dankeschön im Scheckkartenformat", erklärt er gegenüber der Lokalen. "Sie ist ein Zeichen der Anerkennung für großartiges ehrenamtliches Engagement. Allen Ehrenamtlichen, die sich tagtäglich für ihre Mitmenschen und unser Gemeinwohl einsetzen, gebührt unsere Anerkennung. Sie machen Bayern zu dem, was es ist: lebens- und liebenswerte Heimat. Es freut mich ganz besonders, dass nun auch die Ehrenamtlichen in Memmingen, als zweiter kreisfreier Stadt im Regierungsbezirk Schwaben, von den Vorteilen der Karte profitieren können.“