"14 Tage lang Vollgas geben"

Memmingen (as). Am Flughafen Memmingen hat die heiße Phase der Ausbauarbeiten begonnen. In einer konzertierten Aktion wird die knapp drei Kilometer lange Start- und Landebahn von 30 auf 45 Meter verbreitert und das Instrumentenlandesystem ausgebaut. Bis einschließlich 30. September ist der Flughafen komplett gesperrt.

Ungewohnt menschenleer ist es vor den Toren des Flughafenterminals. Zur Pressekonferenz geht es durch einen Nebeneingang, ungewohnt ungeniert dürfen die Medienvertreter den Sicherheitscheck passieren. Niemand interessiert sich für den Inhalt der Taschen, denn der Flughafen ist bis 30. September geschlossen, der Flugverkehr ruht.

Mit schwerem Gerät im Dauereinsatz

Dennoch herrscht auf der Start- und Landebahn Hochbetrieb: Nach monatelangen nächtlichen Vorbereitungen sind seit Montagabend 300 Bauarbeiter 24 Stunden lang Tag und Nacht mit schwerem Gerät im Dauereinsatz, um die Landebahn von 30 auf 45 Meter zu erweitern und die Beleuchtungsanlage zu erneuern.

„Wir haben uns zunächst schweren Herzens zu der Sperrung durchgerungen“, erklärt Flughafen-Geschäftsführer Ralf Schmid den Medienvertretern. Doch nun könne man "14 Tage lang Vollgas geben", was die Bauzeit insgesamt verkürze und der Qualität des Asphaltbelags zugutekomme.

Weniger Ausweichflüge in Zukunft

Schmid spricht von einer „Materialschlacht“, bei der 57.000 Tonnen Asphalt auf 165.000 Quadratmetern eingebaut werden. Die auf internationale Standards verbreitete Piste - frisch markiert und beleuchtet von einer neuen Pisten- und Anflugfeuerung mit 631 LED Lampen - werde den Piloten mehr Luft verschaffen, so Schmid. „Der Pilot kann dann auch bei schlechtem Wetter auf der Mittellinie aufsetzen.“ Das bedeutet weniger Ausweichflüge auf dem höchstgelegenen Verkehrsflughafen Deutschlands: „Wir hatten bislang 20 bis 25 pro Jahr, das war schon ärgerlich“, erklärt der Flughafenchef.

"Wir liegen sehr gut in der Zeit“

„Die Logistik ist eine große Herausforderung“, konstatiert Peter Groll, Geschäftsführer der ausführenden Baufirma Kutter. Damit alles rechtzeitig fertig wird, folgen die Bauarbeiten einem minutiös ausgetüftelte Plan. „Die Wettervorhersage ist gut, wir liegen sehr gut in der Zeit“, meint Groll zufrieden. So werde in der Nacht Asphalt und Beton abgefräst und tagsüber die neuen verbreiterten Teilstücke der Start- und Landebahn asphaltiert.

In der ersten Arbeitswoche erfolgen außerdem die Vorarbeiten für eine neue Fernwärmeleitung, die von Nord nach Süd verlaufen wird, um das südliche Flughafengelände zu versorgen. In der zweiten Woche steht dann die Deckschicht der Start- und Landebahn im Mittelpunkt.

Neue Heimat für Eidechsen

Abseits der Piste profitiert eine erdnahe Spezies von den Bauarbeiten: Die am Südgelände des Flughafens beheimateten Eidechsen bekommen dort einen neuen und attraktiven Lebensraum. Das rund 5.800 Quadratkilometer große Eidechsenhabitat wird mit Bodenvertiefungen und anderen Unterschlüpfen artgerecht ausgestaltet. Man hofft, dass die Kriechtiere vielleicht schon vor Abbruch der alten Shelter den Umzug in Erwägung ziehen.

Der Ausbau geht noch weiter

Beendet ist der Flughafenausbau am Ende der Schließung noch nicht, denn die Infrastruktur platzt auch bereits aus allen Nähten. In einigen Wochen soll die Gepäckhalle auf eine Grundfläche von 2.100 Quadratmetern erweitert werden. Dort wird auch die Passkontrolle für Fluggäste aus den Non-Schengen-Ländern neu etabliert.

Mit einem Abschluss der gesamten Ausbauarbeiten ist laut Informationen des Airports im Jahr 2021 zu rechnen. Das Projekt wird vom Freistaat Bayern mit 14,5 Millionen Euro gefördert (wir berichteten). In den kommenden Jahren werden voraussichtlich noch einmal rund 5,5 Millionen Euro investiert.

Die Grafik (Quelle: Flughafen Memmingen) unten gibt einen Überblick über die laufenden und geplante Maßnahmen. Mehr Infos zum Ausbau gibt es auf https://flymemmingen.de/2019/03/20/ausbaumassnahmen