Drei Erzschlaraffen werden vom Oberschlaraffen Ritter A-Hupo mit Urkunden geehrt, vor der Bühne von links: Ritter Aqualyrikus (Ceremonienmeister), die Erzschlaraffen Ritter Dentoman, Ritter Ko-Tangens und Ritter Theopaukus. Auf dem Thron sitzen die Memminger Oberschlaraffen, von links: Ritter Quell-Geist, Ritter LegoAhn. Links daneben Ritter Bäck-Släsch, Kanzler des Reyches, rechts daneben Ritter Lock-on, Marschall des Reyches und profaner Vereinsvorstand. Fotos: Svenja Gropper
Memmingen/Sontheim (sg). Schlaraffia ist eine weltweite Vereinigung von Männern, bei der seit über 160 Jahren Freundschaft, Kunst und Humor im Mittelpunkt stehen. Die Memminger Tochter „Bey den Sieben Schwaben“ hat nun mit rund 300 Gästen ihr 50-jähriges Bestehen in der Dampfsäg in Sontheim gefeiert.
Schlaraffia ist eine Persiflage auf das Leben, ein Spiel mit ritterlichen Elementen, das 1859 in Prag von Künstlern gegründet wurde. Örtliche Gruppen der Schlaraffia in Städten werden „Reyche“ genannt - so auch das Reych „Bey den Sieben Schwaben“ in Memmingen, eines von rund 260 Reychen weltweit. Schlaraffia ist ein Bund von Männern, bei deren Treffen Politik, Religion und Beruf für ein paar Stunden außen vor bleiben, wie Ritter Phil-Glück erklärt.
Zur Jubiläumsfeier in die Dampfsäg kamen Vertreter aus 44 Vereinen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen - oder um es in Schlaraffensprache auszudrücken: Es ritten 44 Reyche aus Deutschland, Austria und Helvetica zum 50. Wiegenfest am 4. Tag im Windmond anno Uhui 164 in die Festburg ein (das Gründungsjahr 1859 gilt als Jahr 0). Auch Gäste aus der lokalen Politik, die höchsten Ämter aus der „profanen Welt“ der „Memminger Welfenburg“ feierten mit. „Es fühlt sich angesichts der derzeitigen Krisen so an, als ob die Welt auf dem Prüfstand steht“, so der ebenfalls geladene Unterallgäuer Landrat Alex Eder in seinem Grußwort und bekräftigte: „Da braucht es Orte, um die Profanei für ein paar Stunden zu vergessen, so wie Sie es jede Woche bei Ihren Treffen im Geiste tun.“
Ein Glanzpunkt in der Region
Von den 18 Gründern des Memminger Schlaraffenvereins wurden die drei noch lebenden „Erzschlaraffen“ mit Urkunden geehrt: Ritter Theopaukus, Ritter Ko-Tangens und Ritter Dentoman. Die Ritternamen dürfen die Mitglieder selbst wählen. Mit dem Anlegen der Gewänder in den Farben des jeweiligen Reyches schlüpfen sie in die Rolle und wechseln damit von der profanen Welt in die Welt des Spiels, in dem auch eine andere Sprache, das Schlaraffenlatein, gesprochen wird. Gemeinsamer Gesang, künstlerische Beiträge mit Musik, Lyrik oder kabarettistischer Art gehören ebenso dazu wie die „Schmuspause“ (Sitzungspause) mit Austausch, Speis und Trank (Atzung und Labung). So auch bei der Jubiläumsfeier, bei der außerdem die Geburtstagshymne für das Memminger Reych gesungen und eine Laudatio gehalten wurde. „Was ist eine gute Spielidee ohne gute Spieler wert“, so Ritter Fabelino in der Laudatio. „Das Reych ‚Bey den Sieben Schwaben‘ hat darüber Beweis geführt und ist eines der Glanzpunkte in der näheren Umgebung“, lobte er.
In der Bildergalerie finden Sie weitere Impressionen der Jubiläumsfeier: