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Keine Annäherung in Sachen "Bauvorhaben Amendingen Nord"

veröffentlicht am 13.12.2013

Claudia Felmming Die Bauträgerseite  lieferte sich einen harten Schlagabtausch mit Claudia Flemming und Wolfgang Hesser von der IG Amendingen. Von links: Franz Schmid, Dr. Beutinger und Josef Kurz. Stehend: Claudia Flemming. Fotos: as

Memmingen (as). Die gegnerische Seite der Interessensgemeinschaft (IG) Amendingen hat die Bewohner von 50 Nachbarhäuser sowie die Köpfe der IG Amendingen, Wolfgang Hesser und Claudia Flemming, zu einer Informationsveranstaltung in die Amendinger Stuben des Hotels Hiemer geladen. Nach einer knapp zweieinhalbstündiger Diskussion konnte jedoch keine Annäherung zwischen Anliegern und Bauträgerseite erreicht werden. Nicht zuletzt, da viele Fragen der Anlieger nicht geklärt wurden, blieb die IG bei Ihrem Standpunkt, dass eine Blockbebauung nicht an den Ortsrand einer Gemeinde gehöre.

Plan zigt Der Plan zeigt, wie die geplanten Häuser in der Kiesschicht verankert werden sollen.

Eben weil der Untergrund mit den nicht tragfähigen Kalk- und Humusschichten problematisch sei, habe man 2006 die Planung der Bebauung mit Einzel- und Doppelhäusern aufgegeben, eröffnete  Franz Schmid die Versammlung. Die Kosten der Spezialgründung hätten den Preis für ein Einfamilienhaus auf ca. 500.000 Euro angehoben, dies sei kein für Amendingen üblicher Verkaufspreis. Stattdessen plane man nun eine Teilbebauung in die Höhe, was wesentlich weniger Eingriff in den Untergrund bedeute. Das Grundstück zwischen Bahnlinie und Einödweg hat der Bauträger, die KRW Wohnbau GmbH & Co KG, vor ein paar Wochen von WS Schmid erworben.

Die Firma K+S Real Estate GmbH u. Co KG übernimmt die "Steuerung" des Projekts.  Es gäbe bereist viele Nachfragen, erklärte Josef Kurz (K + S real estate memmingen). Was in den Zeitungen berichtet worden sei, entspreche nicht den Tatsachen.

„Moderne Architektur in natürlichem Kontext“

Jakob führt die geplante viergeschossige Wohnanlage in Form eines sehr ansprechend gestalteten Films als „moderne Architektur in natürlichem Kontext“ vor und betonte die hohe Aufenthaltsqualität durch den naturnahen Bebauungsstil mit zahlreichen Grünflächen, Spielplätzen, Naherholungsbereich, und großem Teich. Der Wohnblockcharakter der sechs Häuser werde durch versetzte Fassaden und Balkone abgemildert. Für jede der 80 geplanten Wohnungen mit 140 bis 60 Quadratmetern Wohnfläche sind 1,5 Stellplätze in Tiefgarage und Außenbereich eingeplant. Dank des direkten Zugangs von der TG zu den Wohnungen bliebe das Areal aber verkehrsfrei.

Immer wieder berief sich Josef Kurz im Verlaufe der Diskussion auf seine 35-jährige Erfahrung als Memminger Bauträger. Er kenne das Baugebiet und wisse um die Verwerfungen. Um die befürchtete Setzung zu vermeiden, werden Stahlrohre bis weit in die Kiesschicht gebohrt und mit Beton aufgegossen. Dies sei unbedenklich, die Torfschicht werde zwar durchbohrt (wovon im maßgeblichen  Gutachten von 1998 ausdrücklich abgeraten wird) , aber wieder verschlossen. Der Geologe und Dipl.-Ing. Dr. Beutinger vom Institut Ulrich Geotechnik in Leutkirch hatte dieses - von Wolfgang Hesser kritisierte - Verfahren erläutert.

Versicherungsfrage erweckt Unmut

Als die Versicherungsfrage aufkam, wurden die Stimmung im Saal und der Tonfall der Diskussion zunehmend gereizter. Hans-Jürgen Dykerhoff vom Versicherungsmakler Trowe in München weckte mit seinen Aussagen, die gesetzliche Gewährleitungszeit betrage 30 Jahre bei unbegrenzter Haftungssumme Misstrauen auf Seiten der Anwohner. Mit einem klaren „Nein“ beantwortete er die Frage, ob die Anlieger sich durch eine Umkehr der Beweislast absichern könnten.

Zur Beweissicherung im Schadensfalle werde der Ist-Zustand jedes Gebäudes von einem unabhängigen Gutachter schriftlich dokumentiert. Befindet sich das Gebäude in einem Umfeld von der Bebauung, die der beauftragte Geologe als Einflusssphäre einstuft, zahlt die Baugesellschaft diese Gutachten. Wie weit sich dieser Umkreis bemisst, könne jetzt noch nicht gesagt werden, da der Ablauf noch nicht klar sei. Persönlich haftend ist die WK Hausbau GmbH bzw. die Kommanditisten Kurz, Riedmüller und Weidlich, jeweils in Höhe der Hafteinlage.

"Nicht für Amendingen!"

Claudia Flemming brachte die Ansicht der IG resolut auf den Punkt: „Ein schöner Film, schöne Planung, aber nicht für Amendingen Nord!“ Bei dem „sehr marktfähigen“ Quadratmeterpreis unter 3.000 Euro sei zu befürchten, dass an der Gründung gespart werde. Man habe kein Vertrauen in die Planung.

Auf die Frage nach der Entlastungsstraße für die zwei- bis dreijährige Bauzeit und für die zusätzlichen Pkws der Neubewohner antwortete Jochen Jakob, dies sei Sache der Stadt. Auf permanentes Nachhaken Flemmings hin erfuhr man, dass der Baustellenverkehr über den Einödweg abgewickelt würde, was, so Hesser, laut Gutachten vermieden werden soll. Man dürfe die Empfehlungen im Gutachten nicht als Anweisungen verstehen, so  der Architekt. „Sie wollen nicht, dass andere bauen“, monierte Jakob und verwies auf den Bau der Einfamilienhäuser in der Wildeggerstraße. Die Replik, dass der Vergleich mit einem Großprojekt hinke, kommentierte er nicht.

„Möglich ist alles.“

Der Stadtteilbeauftragte Stadtrat Wolfgang Courage wies darauf hin, dass das Wohnbaurecht laut Flächennutzungsplan bereits vorliege. Er versicherte aber, dass sie Einsprüche ernst genommen würden. „Alle Bedenken werden im Bausenat abgearbeitet“ und riet, die Einspruchsfrist zu nutzen. Seine Prognose und Fazit des Abends: „Möglich ist alles.“