Geschäftsführer Conrad Reinker (rechts) und Notausgang-Mitarbeiter Walter Kofler sprachen mit der Lokalen über die Arbeit des Vereins. Foto: Sonnleitner
Memmingen (as). Nun sind es bereits 20 Jahre: Der Verein Notausgang – Hilfe für Menschen in Not e.V. – feiert in diesem Jahr sein Jubiläum. Lokale-Redakteurin Antje Sonnleitner unterhielt sich mit dem Geschäftsführer Conrad Reinker und Notausgang-Mitarbeiter Walter Kofler über die Arbeit des Vereins und darüber, wie alles begann.
„Es ist besser, ein Licht anzuzünden, als über die Dunkelheit zu jammern“, nach diesem Motto bietet der Verein Menschen in extreme Notlagen konkret und unbürokratisch Hilfe zur Selbsthilfe. Durch Beratung, praktische und gegebenenfalls auch finanzielle Hilfe werden den Ratsuchenden, die in existenzielle Sackgassen geraten sind, Wege aus der Krise eröffnet. Erstreckt sich die Hilfe des Vereins auf alle Bereiche des Lebens?
Ja, wir beraten Menschen in Notlagen und Konflikten im Beruf oder Arbeitslosigkeit in Beziehung und Familie sowie in finanziellen und rechtlichen Dingen individuell und bieten auch Hilfe bei Behördengängen. Zu uns in die Waldhornstraße 13 kommen Obdachlose ebenso wie Suchtkranke oder arbeitssuchende Menschen - und auch immer wieder Frauen, die von ihren Männern drangsaliert oder sogar misshandelt werden. Hier arbeiten wir mit dem Frauenhaus in Memmingen zusammen.
Die Arbeit des Vereins basiert auf christlichen Werten. Wie wirkt sich das im Umgang mit den Klienten aus?
Mit unserer Arbeit und unseren Projekten möchten wir neben Hilfe zur Selbsthilfe auch Geborgenheit, Wertschätzung und Anerkennung vermitteln. Wir versuchen, den Menschen neue Perspektiven aufzuzeigen und jeden in Liebe anzunehmen. Jeder soll die Chance bekommen, sein Leben in neue, gute Bahnen zu lenken.
Kommen kann jeder, doch wie schaffen Sie es, Menschen, die wirklich Hilfe benötigen, zu unterscheiden von denen, die einfach nur fordern und die Hand aufhalten?
Durch langjährige Erfahrung - Menschen, die wirklich bedürftig sind, haben oft eine freundliche und liebevolle Haltung.
Sie und Ihre 30 fast durchweg ehrenamtlichen Mitarbeiter stemmen vielfältige Projekte, in denen sie die Menschen zusammenbringen, vom Café Brücke für Obdachlose über das Guten-Morgen-Frühstück, die Freizeit für bedürftige Familien und Nachmittagsbetreuung für Kinder aus sozialen Brennpunkten, um nur einige zu nennen. Sind all diese Unternehmungen rein spendenfinanziert?
Ja, bei dieser Gelegenheit möchten wir uns bei allen Privatleuten und Firmen bedanken, die in diesem Jahr für den Verein gespendet haben. Fördergelder und Spenden haben auch unser neues Projekt ermöglicht: Das 2018 vom Verein erworbene Haus am Hühnerberg wird zu einem Begegnungs- und Beratungszentrum umgebaut. Hier wollen wir unter anderem Hausaufgabenhilfe, Kurse und Workshops und einen Mittagstisch für Schüler anbieten.
Herr Reinker, sie sind in Südafrika aufgewachsen, haben an der Universität von Südafrika Psychologie und in Stuttgart Theologie studiert. Vor mittlerweile 20 Jahren haben sie den Verein „Notausgang“ mitgegründet. Wie kam es dazu?
Damals war ich arbeitssuchend und habe beim Jobben in einer Kiesgrube Sven Grohmann kennengelernt. Er war selbst nach der Insolvenz seiner Firma in Hannover in einer schwierigen Lage und wollte sich hier im Süden ein neues Leben aufbauen. Zu siebt haben wir dann den Verein gegründet, für den ich seit 15 Jahren, mittlerweile als Geschäftsführer, arbeite.
Was war das erste Projekt des Vereins?
Die Weihnachtsfeier am Heiligabend für einsame und bedürftige Menschen. Dieses Angebot wurde gut angenommen, von Jahr zu Jahr kommen mehr Gäste, die Weihnachten mit dem Verein feiern und die Freude der Weihnachtsbotschaft erleben wollen. Leider findet die Weihnachtsfeier in diesem Jahr wegen der Pandemie nicht statt, aber wir werden die Familien mit einem Geschenk beschenken.
Spenden nimmt der gemeinnützige Verein gerne entgegen: Sparkasse Memmingen, IBAN DE 0573150000 0120130125.