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Gedenken an den Memminger Mundartdichter Friedrich Wilhelm Hermann

veröffentlicht am 14.09.2013

 Der dichtende Schneidermeister F.W. Hermann, portraitiert von Joseph Numberger. Foto: privat Der dichtende Schneidermeister F.W. Hermann, portraitiert von Joseph Numberger. Foto: privat

Memmingen (dl/as). Am Montag, 16. September 2013 wäre Memmingens dichtender Schneidermeister Friedrich Wilhelm Hermann  125 Jahre alt geworden. „Die Bindung der Memminger zu ihrer Stadt hat Hermann in heiter bis ernsten Versen wie kaum ein anderer zum Ausdruck gebracht“, würdigte Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger den 1973 verstorbenen Mundartdichter.

Einfache Memminger Bürgersleute waren sie, die Eltern des Mundartdichters Friedrich Wilhelm Hermann aus der Krautstraße. Wilhelm, so sein Rufname, wurde im September des Dreikaiserjahres 1888 geboren – in diesem Jahr bestiegen aufgrund von Todesfällen drei verschiedene Monarchen den Thron.

Wilhelms Kindheit und Schulzeit – er ging in die alte Elsbethenschule am Schrannenplatz – waren durch Strenge und Schläge geprägt: „Und scho haut er (der Lehrer) mi am Ohr und laut in d´r and´ra Hand sei schpannisch Röhrle gampa“, schreibt der Schulbub über seinen Pauker Hugo Maser, der den jungen Wilhelm zum Mundartdichten inspirierte und ihm sogar im Traum erschienen sein soll: Und heit no kommet er hi und da zu mir im Goischt wia us d´r Versenkung, wia dr alte Mohr in Schillers Räuber us em Hungertura und scheibt: 'Herma, Herma bisch du´s? Herma, der mir so viel Queschtiona gmacht haut, daß´n hau müeßa wendlwoich haua, weil er nix g´lernet und weder Aufgab no Schtraufarbeit g´macht haut? – Und iaz willsch mir als Hoimetdichtr gar no Konkurrenz macha?!'.“

Konkurrenz als Mundartdichter machte er seinem Lehrer tatsächlich, auch wenn Hermann nach Ende der Schulzeit erst einmal vom Vater in das Handwerk der Schneiderei eingeführt wurde. Aber während seines Militärdiensts in Würzburg blieb dann doch noch Zeit zum Dichten:

„Es war wohl die fröhliche Weinstadt, die uns packte, so dass ich schon einmal in dieser Zeit das Dichten versuchte. Ich fand auch bald zwei Kameraden, die Guitarre und Zither zu spielen verstanden, und so sorgten wir in einem bekannten Lokal für Unterhaltung. Dabei gab ich dann auch meine eigenen Verse zum Besten.“

Dass er allerdings eines Tages ernsthaft meinte, den Bleistift nehmen zu müssen, um ein Verslein niederzuschreiben, hatte, laut Hermann, andere Gründe: „Der sehnsüchtige Wunsch, Schauspieler zu werden, hielt mich immer mehr gefangen. Das ließ mich wohl auch Gleichgesinnte finden, mit denen ich in verschiedenen Vereinen Gedichte oder Couplets zum Vortrag brachte. Durch die Erfolge angespornt, gründeten wir einen Theaterverein.“

Allerdings blieb das Theaterspiel eine private Leidenschaft. Auch, weil der Vater keinen Schauspieler im Hause haben wollte. Dennoch veröffentlichte der dichtende Schneidermeister Hermann, der 40 Jahre lang Oberfischer des Fischertagsvereins und lange Zeit Kirchenvorstand bei „Unser Frauen“ war, 1930 erstmals einige Gedichte und Fischersprüche. Auch für das Fischertagstheater schrieb er mehrere Stücke. Nach 1945 waren seine Verse und Gedichte, vorgetragen bei Richt- und Vereinsfesten oder Faschingsfeiern, geprägt von Wiederaufbau, Sanierung und Wohnungsbau.

Am 30. Juni 1973 endete sein Leben im hohen Alter von 84 Jahren.

F. W. Hermann zu Ehren veranstaltet der Historische Verein am Donnerstag, 24. Oktober, und am Dienstag, 5. November, jeweils um 19 Uhr im Memminger Engelkeller einen Mundartabend unter dem Titel „Wia d`r Schnabl gwachsa isch“.