Das Team der Stadtbibliothek feiert mit Gästen und Besuchern 100 Jahre (4. v. rechts: Leiterin Anke Limprecht). Foto: Svenja Gropper
Memmingen (sg). Die Memminger Stadtbibliothek beherbergt nicht nur viele Geschichten, sie selbst kann eine nunmehr 100-jährige Geschichte im Wandel der Zeiten erzählen. Das Jubiläum wurde mit einem offiziellen Festakt gefeiert, rund 100 geladene Gäste gratulierten dem „Geburtstagskind“. Am Sonntag, 4. Februar, wird bei einem Familientag weiter gefeiert.
Zum Festakt kamen Vertreter aus Politik, Bildung, Kirchen und Kultur sowie von Buchhandlungen und anderen Bibliotheken, um gemeinsam mit der Leiterin der Memminger Stadtbibliothek, Anke Limprecht, und ihrem Team zu feiern. Durch den kurzweiligen Abend führten anschaulich und lebendig die Erzählerinnen und Schauspielerinnen Gabi Altenbach und Ines Honsel.
Bildung für alle
Die Stadtbibliothek sei der am meisten frequentierte kulturelle Ort in Memmingen, hob Limprecht in ihrer Rede hervor. Mit ihrem Team sorgt sie täglich dafür, dass die Bibliothek im Antonierhaus ein attraktiver Lernort und Treffpunkt für alle ist und bleibt, von Jung bis Alt, und für jeden Geldbeutel erschwinglich. Wie bedeutsam das für ihn persönlich war, erzählte Oberbügermeister Jan Rothenbacher: Er sei seit seiner Kindheit ein passionierter Leser, doch seine Eltern hätten sich so viele neue Bücher nicht leisten können. So entdeckte er damals die Bibliothek und wurde schnell „Stammkunde“. Medien ausleihen, erleben und genießen zu können in Kombination mit einem gesellschaftlichen Treffpunkt mache den „Charme von Bibliotheken“ aus, schwärmte Rothenbacher. Auch im Wandel der Zeiten erfüllen Bibliotheken den Anspruch, Bildung für alle zugänglich zu machen.
Im Wandel der Zeiten
Stadtarchivar Christoph Engelhard gab einen kurzen Rückblick auf die letzten 100 Jahre, in denen durchweg Raumprobleme ein großes Thema waren. Erst seit 1996 ist die Stadtbibliothek im Antonierhaus untergebracht. Engelhard erinnerte dabei auch an die dunkle Zeit des Nationalsozialismus und machte anhand von Buchbeispielen deutlich, wie Ideologie und Propaganda auch in der Memminger Stadtbibliothek Einzug gehalten haben – und somit den neutralen, informativen Bildungsauftrag für alle aufhoben. Auf die Geburtsstunde der Memminger Stadtbibliothek im Jahr 1924 ging der Ehrengast, Dr. Ute Eiling-Hütig, Staatsministerin und Erste Vorsitzende des Bayerischen Bibliotheksverbandes, ein. In einer Blütezeit für Kunst und Kultur habe die Stadt Memmingen eine absolut richtige Entscheidung getroffen, so Dr. Eiling-Hütig.
Lesen macht schlau
Öffentlich zugängliches Wissen sei die unverzichtbare Basis für die persönliche Entwicklung, und für die Entwicklung eines Landes – zur Meinungsbildung und zur Orientierung, betonte Dr. Eiling-Hütig. Die Auswahl der jeweiligen Bücher sei dabei stets Spiegel der jeweiligen Gesellschaft. Jugendliche heutzutage verbringen im Durchschnitt etwa 9 Stunden online, und genau dort müssten zukünftig auch Bibliotheken sie mit einem entsprechenden Angebot abholen und weg von socialmedia zu Büchern bringen – denn „Lesen macht schlau“, das könne man gar nicht oft genug betonen, so die Ministerin.
Familientag am Sonntag
Am Sonntag, 4. Februar, wird weiter gefeiert: Um 13 Uhr beginnt der Auftakt mit einem Ständchen der Trommlerbuben im Innenhof, bevor es in der Stadtbibliothek und dem Antoniersaal mit vielen bunten Programmpunkten weitergeht. Für alle, ob Jung oder Alt, ist bis circa 18 Uhr etwas dabei. Getränke und Gebäck runden das kostenlose Angebot ab.