An sieben großen Tischen waren etwa 150 Bürgerinnen und Bürger aktiv. Fotos: Manuela Frieß/Pressestelle Stadt Memmingen
Memmingen (dl). Einen "kompletten Neuanfang in der Planung" erwartete sich Oberbürgermeister Manfred Schilder von der ersten Themenwerkstatt zum Neuen Bahnhofsareal in der Stadthalle. „Ich freue mich über die große Resonanz“, sagte das Stadtoberhaupt bei der Begrüßung. Schließlich gebe es viel Gesprächsbedarf und offene Fragen. Bei der ersten Veranstaltung von insgesamt dreien ging es vor allem um die künftige Nutzung der Gebäude sowie das Stadtbild, in das sich die Bebauung auf dem Areal einfügen solle oder eben nicht.
Bevor sich die anwesenden Interessierten in Gruppen selber an die verschiedenen Fragen wagten, stellte Moderator Maximilian Stamm die Ergebnisse der Online-Befragung zum Thema Bahnhofsareal vor. Im Rahmen der Voruntersuchung Altstadt konnten über das Portal E-Pin bis 22. Dezember 2019 Ideen abgegeben werden. Zirka 20 der 270 Anregungen wurden dabei zum Bahnhofsareal gemacht. Ebenfalls bis 22. Dezember 2019 ging die Frist beim Online-Portal zum Neuen Bahnhofsareal, das mit Hilfe eines Fragebogens die Wünsche und Ideen abgefragt hat. Hier wurden sogar 630 Teilnehmerinnen und Teilnehmer vermerkt. Dabei zeichnete sich der folgende Trend ab: die Belebung des Viertels, bezahlbarer Wohnraum und ein harmonisches Einfügen der Neubauten in das bestehende Ensemble an der Kalchstraße waren hierbei die meistgenannten Anliegen.
"Ideal für Hotel-Ansiedlung"
Im Anschluss an Maximilian Stamm vom Büro Haines-Leger Architekten stellten die vier Fachplaner, die sich im Zuge der VU Altstadt mit unterschiedlichen Aspekten der Stadtplanung befassen, den aktuellen Stand ihrer Untersuchungen vor. Stadtplanerin Sylvia Haines vom Büro Haines-Leger Architekten sprach darüber, wie das Areal künftig genutzt werden könnte. Am Rand der Innenstadt gelegen, sei es ihrer Meinung nach wichtig, die Gebäude im Erdgeschoss für Handel und Dienstleister zu nutzen und Wohnungen in die höheren Stockwerke zu verlagern. Die Lage beim Bahnhof mache das Areal ideal für die Ansiedlung eines Hotels oder eine andere touristische Nutzung. Um sich bei der zukünftigen Gestaltung der Gebäude an den verschiedenen historischen Gegebenheiten zu orientieren, stellte Sylvia Haines auch die Veränderungen in diesem Viertel vor, das sich vor allem im 19. Jahrhundert grundlegend gewandelt hat.
Freifläche mit Bäumen und Bepflanzung
Landschaftsplaner Thomas Wirth von arc.gruen sprach zum Thema Grün in der Innenstadt: „Es bietet sich, an hier im Viertel eine Freifläche mit Bäumen und Bepflanzung zu planen, ähnlich derer, die schon im Stadtbild vorhanden sind.“ Zu solch einem sogenannten „Pocket Park“ wären ebenso zusätzliche begrünte Fassaden denkbar, erläuterte Wirth.
Claudia Zimmermann vom Büro brenner Bernard ingenieure stellte ihre Untersuchungen zum Thema Verkehr vor. Um die Verkehrsflüsse zu entlasten, sei es ratsam, parkende Autos unterirdisch unterzubringen. Außerdem verwies sie auf die Emissionen seitens der Straße und der Bahnlinie, die durch die Bauweise der neuen Gebäude minimiert werden sollten.
Das Einzelhandelskonzept der Stadt Memmingen nimmt derzeit das Büro cima unter die Lupe. Claudia André von cima gab zu bedenken: „Im Bereich neben dem Bahnhof würde sich ein großer Frequenzbringer anbieten. Hier ist der letzte verbliebene Platz in der Memminger Innenstadt für einen Händler, der eine große Quadratmeterzahl benötigt.“ Andererseits könne eine bunte Durchmischung von Produktpaletten an dieser Stelle Sinn machen.
150 Teilnehmer bei der Themenwerkstatt
Ausgestattet mit den Informationen aus den Kurzvorträgen sowie zahlreicher Plakate und Zahlen aus der laufenden Voruntersuchung machten sich dann an sieben großen Tischen jeweils 15 bis 20 Interessierte ans Werk. Insgesamt 150 Bürgerinnen und Bürger nahmen an der Themenwerkstatt teil und brachten ihre Meinung ein. Über 90 Minuten wurden an den Gruppentischen die Fragen zur künftigen Nutzung sowie dem Bezug zum vorhandenen Stadtbild erörtert. Zur leichteren Bearbeitung waren pro Gruppe drei große Plakate mit konkreten Fragestellungen vorbereitet. Bei der anschließenden Vorstellung der Ergebnisse wurde von den Gruppensprecherinnen und Gruppensprechern betont, dass sie trotz vieler Differenzen bemüht waren konstruktive Lösungen zu erarbeiten.
Bezahlbarer Wohnraum ist Priorität
Dabei waren bei den Vorträgen Trends zu erkennen. Ein Punkt, der von fast allen Gruppen als wichtig eingestuft wurde, war die Schaffung bezahlbaren Wohnraums. Die Nähe zum Bahnhof und zur MEWO Kunsthalle solle sich auch in der Nutzung der künftigen Bebauung widerspiegeln.
Wichtig sei es außerdem, das Viertel durch einen begrünten Platz zu beleben. Vor allem in Bezug auf die Verkehrswege die Bahn, PKWs, Fußgänger und Radfahrer nehmen, gelte es über die Grenzen dieses Quartiers hinauszudenken. Fortschrittlich und zukunftsorientiert solle auch die Art des Bauens an dieser Stelle sein: nachhaltiges ökologisches Bauen würden viele gerne vorschreiben. Um eine endgültige Abgabe der Grundstücke zu vermeiden, wurde angeregt, die Vergabe der Grundstücke per Erbpacht zu prüfen. Damit solle Immobilienspekulanten Einhalt geboten werden.
Nächste Themenwerkstatt am 7. Mai
Nachdem die wichtigsten Punkte vorgestellt waren, sprach Maximilian Stamm noch einmal über den weiteren Verlauf der Bürgerbeteiligung. Alle Ideen und Vorschläge aus der Online-Befragung sowie aus der Gruppenarbeit werden gesammelt. Bei der nächsten Themenwerkstatt am 7. Mai 2020 sollen diese Ideen dann priorisiert werden.
Namenswahl online mit Gewinnspiel
Anders sieht es bei der Namensgebung des Areals aus. Während der vier Stunden in der Stadthalle konnten Vorschläge eingereicht werden, die dann zusammengefasst wurden. Viele entstanden in Anlehnung an die Namen der Gebäude in der Nachbarschaft des Areals wie der Rosengasse, dem ehemaligen Kalchtor oder dem Salzstadel. Diese stehen nun bis zum 29. Februar online unter https://www.surveymonkey.de/r/Namenswahl zur Wahl.
Wer dort bei der Namensfindung abstimmt kann außerdem bei einem Gewinnspiel teilnehmen. Was es zu gewinnen gibt, ist noch nicht sicher. Manfred Schilder scherzte, dass ein möglicher Gewinn eine Schwimmstunde im neuen Kombibad sein könnte - gemeinsam mit ihm, Bürgermeisterin Margareta Böckh sowie Bürgermeister Dr. Hans-Martin Steiger.