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Was tun, wenn Mutter oder Vater trinken?

veröffentlicht am 24.10.2013

Alko kl Die Leiterinnen der städtischen Kindertageseinrichtungen werden von Thomas Richter durch die Einrichtung geführt. Foto: Geyer/Stadt Memmingen

Memmingen/Legau (dl). In unserer Gesellschaft ist Alkoholismus ein leider vielfach tabuisiertes Thema. Nun gab es eine Informations-veranstaltung zum Thema "Suchtkranke Eltern in der Kita".  Organisiert von den Leiterinnen der Kindertageseinrichtungen der Stadt Memmingen und dem städtischen Kita-Fachberater Thomas Geyer.

In der AWO-Fachklinik Legau für alkohol- und medikamentenabhängige Frauen hat der therapeutische Leiter der Einrichtung, Thomas Richter, bei einer Führung durch das Haus die therapeutische Arbeit mit suchtkranken Frauen und die pädagogisch fundierte, spezielle Betreuungsarbeit mit deren Kindern erläutert.

Die Kita-Leiterinnen hatten anschließend Gelegenheit, an einer Gesprächsrunde mit alkoholabhängigen Müttern teilzunehmen, die derzeit in der Fachklinik eine Alkoholentwöhnungsbehandlung in Anspruch nehmen. Die Mehrzahl der Kita-Leiterinnen war erstaunt über die unauffällige und positive Erscheinung der Patientinnen, die nicht in ihr Bild von einem alkoholkranken Menschen zu passen schien. Den Erzieherinnen wurde dadurch bewusst, dass die Sucht viele Gesichter hat und alle sozialen Schichten betreffen kann.

Besonderes bei Frauen scheint eine Abhängigkeit lange im Verborgenen zu bleiben. "Ich hätte mir gewünscht, früher auf meine Sucht angesprochen zu werden", äußerte sich eine 30-jährige Patientin, die mit ihrer zweieinhalbjährigen Tochter in der Klinik ist. Die Gesellschaft habe das Problem trotz offensichtlicher Auffälligkeiten wie zum Beispiel einer Alkoholfahne am Morgen lange Zeit ignoriert und dadurch indirekt das Leiden für Mutter und Kind verlängert.

In diesem Sinne richteten die Patientinnen in der Gesprächsrunde einen Appell an die Memminger Kita-Leiterinnen, bei Auffälligkeiten nicht wegzuschauen. „Jeder Tag, an dem Kinder der Suchterkrankung ihrer Eltern schutzlos ausgeliefert sind, ist einer zu viel", stellte der therapeutische Leiter der Einrichtung abschließend fest.