Das Publikum ist eingeweiht, doch Heiko
Edelmann weiß nicht, dass er der Erfinder einer solarbetriebenen Sockensuchmaschine ist,
deren Prototyp er aber in Wibke-Juliana Richters "Fernsehshow" vorführen soll. Die Gestik des nervösen Studiogastes übernimmt dabei Heikos "zweifellos"-Partnerin Elisabeth Dorn. Fotos: A. Marx
Memmingen (as). Zweifellos komisch wird es,
wenn Elisabeth Dorn und Heiko Edelmann im Dreiklang mit Wibke-Juliana Richter („Showbuddies“, Ulm) ihrer spontanen Eingebung
freien Lauf lassen. Bei ihrem Gastspiel vor etwa 50 Zuschauern im Standby-Raum
des Kaminwerks sorgte Jan-Patrick Elsholz am Keyboard für die besondere Note.
Für die komödiantischen Sahnehäubchen zuständig: Wibke-Juliana Richter ist bei "zweifellos" die Dritte im Bunde.
Die einzige Regel beim Improvisationstheater: Es gibt keine! Ebenso wenig wie Masken, Kostüme oder Kulissen – und jede Szene, die entsteht, ist einmalig und kommt genauso nie wieder.
Es ist schon verblüffend, wie schnell die drei geübten Impro-Schauspieler die Rollen wechseln und dabei immer wieder ganz neue und ungeahnte Szenen und Szenarien entstehen lassen. Laune macht auch, dass jeder im Publikum mitentscheiden kann, was gespielt wird. Auf Fragen der Darsteller (z. B. nach Szenen, Filmgenre, Buchstaben, Gefühlen, Charakteren, Beziehungen) werfen die Zuschauer Stichworte in die Runde, die dann zur Vorgabe für den jeweilig auszuspinnenden Act werden. „Fünf, vier, drei, zwei, eins“ - und schon geht‘s los.
Vom coolen Western zum schmalzigen Heimatfilm
Immer wieder nimmt das Geschehen dabei überraschende Wendungen. Düstere
Geheimnisse der Figuren kommen ans Licht – so entpuppt sich der „Vermieter“ von
Dumbodino als Touristenhasser und das Elefantenreiten auf Thailand endet im
Knast. Beim Drogenschmuggel auf Kuba wechselt das Genre vom coolen Western zum
schmalzigen Heimatfilm.
Wenig später treffen sich drei völlig gegensätzliche Persönlichkeiten am
Strand und streiten sich um den Platz an der Sonne. Das Besondere dabei: Heiko,
Elisabeth und Wibke-Juliana synchronisieren sich dabei gegenseitig, sodass
jeder gleichzeitig die Person spielt, mit der er gerade streitet. Und dann
heißt es: “Switch!“ - in einer anderen Szene tauschen die Darsteller
mitten im Spiel die Rollen.
Grenzenloser Einfallsreichtum
Auch wenn das Trio an jenem Abend nicht in Topform war, seinem Einfallsreichtum sind schier keine Grenzen gesetzt. Vom gerontologischen Golfen ging es im zweiten Teil über eine „Gefühlsachterbahn“ von Demut bis Depression (Elisabeth will Prinzessin werden) zur Romanze in „V“ und “K“ („Ku kist ko kexy!“) bei der Vlufthansa. Und wer hätte geahnt, dass die Kochprüfung in einen spontanen „Spargel-Rap“ mündet, damit die Tofu-Kohlroulade besser mundet?
Als Zugabe servierten die drei Überraschungsdarsteller ein bunt gemischtes Potpourri mit Ausschnitten aus den Szenen des Abends. Umrahmt wurde das unvorhersehbare Vergnügen von Jan-Patrick Elsholz am Keyboard, der jede Szene und jeden Charakter in die richtige tonale Stimmung einbettet und auch gern mal selbst den Ton vorgibt.