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Mit Liebe inszeniert: Buxheimer Theaterfreunde „Die Gaukler“ spielen „Der kleine Prinz“

veröffentlicht am 20.10.2013

Fuchs (Ruth Pfalzer), kleiner Prinz (Viola Brugger) Der Fuchs (Ruth Pfalzer), gibt dem kleinen Prinzen (Viola Brugger) wertvolle Lebensweisheiten mit auf den Weg. Fotos: privat

Memmingen (as). Mit viel Aufwand und Liebe zum Detail brachten die Buxheimer Gaukler das moderne Märchen "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint Exupéry auf die Bühne des Theatersaales im Buxheimer Marianum. Leider wirkte die Darstellung teilweise noch etwas blass. So war der Applaus der etwa 120 Zuschauer nach der zweiten Vorstellung ein bisschen verhalten.

Diesmal sollte es etwas Besinnliches sein – bei einem Besuch in den Unterallgäuer Werkstätten entdeckte Spielleiter Charly Pagany den kleinen Prinzen wieder, den er bereits vor 30 Jahren zum ersten mal mit den Buxheimer Gauklern aufführte. Mit der heutigen (größtenteils langjährigen) Besetzung hat er eine neue Fassung für die Bühne erarbeitet. Wie bei den Gauklern üblich, ist alles selbst gemacht - von Kulissen und Masken über Licht und Ton. Schließlich geht es nicht um Effizienz und Perfektion, vielmehr finden die engagierten Amateure der "Gaukler" im Theater eine Plattform, sich vielseitig kreativ zu betätigen. Diese Vielseitigkeit spiegelt sich auch im Repertoire der Theatergruppe, das sowohl Kindertheater, als auch Kabarett, Krimi und Komödie beeinhaltet. Ein Jahr lang dauert es in etwa, bis eine abendfüllende Vorstellung wie "Der kleien Prinz" auf die Bühne kommt. Emanuel Dreher schrieb die Musik dazu, die er selbst auf Gitarre mit Eva Maria Hofmann (Querflöte) vertonte.

Kleiner Prinz (Viola Brugger), Flieger (Dr. Klaus Rüssmann) Der kleine Prinz (Viola Brugger) freundet sich mit dem Flieger (Dr. Klaus Rüssmann) an.

Ein großer Propeller deutet das Flugzeug des Notlandenden in der afrikanischen Wüste an, in welchem der Autor Antoine de Saint-Exupéry sich selber darstellt. Der Flieger (souverän und engagiert: Dr. Klaus Rüssmann) erzählt die Geschichte seiner denkwürdigen Begegnung mit dem kleinen Prinzen (süß-naiv und kindlich-klug: Viola Brugger). Genau wie er ist der Kleine „vom Himmel gefallen“, bzw. stammt von einem anderen winzigen Planeten, wo er hauptsächlich damit beschäftigt war, Vulkane zu reinigen und Affenbrotbäume zu kultivieren. Im Konflikt mit einer neuen Spezies, einer eitlen und selbstsüchtigen Rose (Andrea Anwander), verlässt der kleine Prinz seine Heimat.

Auf der Suche nach Freunden besucht er weitere Asteroiden in der Umgebung und trifft auf eine Reihe von einsamen Gestalten: einen herrschsüchtigen König (witzig und würdig: Wolfgang Schauberger), eine eitle Dame (spiegelverliebt: Karin Rüssmann), einen Vergessen suchenden Alkoholiker (Gin- und sinnsuchend: Charly Pagany), einen besitzgierigen Geschäftsmann (grauer Herr mit Zigarre: Christian Pusl), einen pflichtbewussten Laternenanzünder (Dirk Baumgärtner als verzweifelter Sisiphus) und einen gelehrten Geografen (ziegenbärtiger Chronist des Unvergänglichen: Thomas Rauh). Doch fast alle diese Personen kreisen nur um sich selbst.

Die Antworten, die der kleine Prinz sucht, findet er erst bei einem weisen Fuchs (ausdrucksvoll und toll kostümiert: Ruth Pfalzer) auf der Erde: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Schließlich wünscht er sich zu dem ihm (An-)vertrauten und vor allem zu seiner Rose zurück. (Vieles spricht dafür, dass Saint-Exupéry die Geschichte schrieb, um die Beziehung zu seiner Muse und dritten Frau, der kapriziösen Künstlerin Consuelo Suncin Sandoval de Gómez, im New Yorker Exil, wo er sich 1943 aufhielt, zu verarbeiten. Genau weiß man es nicht, denn kurz darauf wurde sein Flugzeug auf einem Kurierflug von einem deutschen Jagdflieger abgeschossen.)

Die Asteroide, Stationen einer inneren Reise, sind dargestellt als Minibühnen auf Rädern.  Liebevoll gestaltet auch die Kostüme - der König in vollem Ornat mit Purpurmantel und Zepter, die Rose mit rotem Rüschenkragen als Blütenkranz. Hintergrundszenerien wie der Sternenhimmel werden auf Dias eingeblendet. (Raffinierter Film-Effekt: Im Dialog mit dem Weichensteller fahren Züge in verschiedene Richtungen.) Auch die Zuschauer, mit Rosen bestückt, werden, kulissengebend, eingebunden.

Die Darstellung des Prinzen erinnert an die ersten Aufführungen der Märchens als Puppentheater: Etwas marionettenartig wirken die Bewegungen, was der Figur etwas von ihrer Lebendigkeit nimmt. Insgesamt dürfen die Darsteller ruhig noch etwas "dicker auftragen" und mehr aus sich herausgehen!

Weitere Vorstellungen: Freitag und Samstag, 25. und 26. Oktober, jeweils 20 Uhr, Sonntag, 27. Oktober, 16 Uhr; Freitag, 1. November und Sonntag, 3. November, 16 Uhr, Samstag, 2. November, 20 Uhr.

 Eintritt: 10 Euro; Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre: 7 Euro. Kartenvorverkauf unter Telefon 08331-72622,  jeweils Montag bis Donnerstag , 17 bis 19 Uhr.