Die Schülerinnen und Schüler des P-Seminars mit ihrer Lehrerin Rebecca Engelmann (links) und Oberbürgermeister Manfred Schilder (Mitte) bei der feierlichen Einweihung der umgestalteten Radunterführung Memmingen-Ost. Fotos: Sonnleitner
Memmingen (as). Einen farbenfrohen Kontrast zum nasskalten Novemberwetter bieten die Graffiti-Bilder, mit denen die P-Seminar-Schülerinnen und Schüler des Bernhard-Strigel-Gymnasiums (BSG) die Radunterführung von Memmingen Ost nach Trunkelsberg gestaltet haben. Die neu gestaltete Unterführung wurde nun feierlich eingeweiht.
„Kunst im öffentlichen Raum“, so lautete das Thema des P-Seminars der Q12 unter Leitung von Rebecca Engelmann. In Kleingruppen haben 14 Schüler und Schülerinnen des BSG im Rahmen des Projekts „Soziale Stadt Ost“ Konzepte entworfen und eine jeweils eigene Bildersprache gefunden, um die Unterführung, welche die Münchner Straße quert, optisch aufzuwerten.
„Es ist nicht selbstverständlich, die Stadt Memmingen ungestraft gestalten zu können“, erklärt Projektteilnehmer Benjamin Salcin scherzhaft dem trotz grauen Schmuddelwetters gut gelaunten Publikum, bestehend aus Vertretern von Stadtverwaltung, Stadtrat und Bauhof sowie der Stadtteilmanagerin Memmingen-Ost, Katrina Dibah-Lavorante. Der Q12-Schüler erläutert den gestalterischen Prozess, der bereits vor einem Jahr begann und nach vielen Vorarbeiten an zwei Tagen vor Ort mit der Spraydose realisiert wurde.
Orientalischer Märchenzauber
Dann stellen die Schüler ihre Bilder vor. Liebe trotz räumlicher Trennung: Aladdin und Jasmin, die Hauptfiguren aus dem Zeichentrickfilm Aladdin flankieren, einander zugewandt, zu beiden Seiten den Eingang der Unterführung. Wer sich von der stadtauswärtigen Seite nähert, wird von ihren märchenhaften Begleitern begrüßt: Flaschengeist Dschinni und Affe Abu. „Wir hoffen, den Passanten ein Lächeln ins Gesicht zaubern zu können und Kindheitserinnerungen zu wecken“, erklären die jungen Künstler.
„Jeder darf sein, wie er ist“
Die Ambivalenz von Trennung und Nähe ist auch eines der zentralen Motive der zweiten Schülergruppe: Zu sehen sind Paare, die das Abstandsgebot der Pandemie durchbrechen und sich mit Maske küssen. Das Geschlecht der Protagonisten ist nicht klar erkennbar – „wir wollen zeigen, dass jeder lieben darf, wen er möchte“, erläutern die Schüler ihre Absicht. Der Hintergrund zeigt ein wandfüllendes Aquarium mit Fischen in bunter Vielfalt – jeder davon einzigartig. Auch hier gilt die Maxime von Individualität und Toleranz: „Jeder darf sein, wie er ist.“ Mit der Aquariumswelt möchten die Schüler eine ruhige Atmosphäre schaffen, damit niemand im Dunkeln in der Unterführung Angst haben muss.
"So lange ich atme, hoffe ich"
Freundlich soll der Durchgang wirken, und friedlich. Die Worte "Peace", "War" und „Freedom“ (Freiheit) prangen riesengroß auf der gegenüberliegenden Tunnelwand. Gruppe drei setzt auf Kontraste – nicht nur farblich, sondern auch thematisch: In Gestalt antiker Statuen stehen sich die griechische Friedengöttin Eirene und der römische Kriegsgott Mars gegenüber. Ciceros Ausspruch „Dum spiro spero" (So lange ich atme, hoffe ich) ist auf der Wand in goldenen Lettern zu lesen.
Viel Lob und Anerkennung
Oberbürgermeister Manfred Schilder ist voll des Lobes über die Kreativität, Energie und Leidenschaft, mit der die Schüler und Schülerinnen sich ihrer Aufgabe und ihren Themen gewidmet haben. „Eine Unterführung ist nicht wirklich ein Schmuckstück“, so Schilder, „doch eure wunderbaren Bilder laden dazu ein, sie langsamer zu durchfahren um sich die tollen Kunstwerke anzuschauen“.
Dieser Meinung ist auch BSG-Schulleiter Patrick Schmitt „Normalerweise sind Unterführungen ja ein Ort, wo man schnell weg möchte…“. Desto mehr zeigt auch er sich beeindruckt, nicht zuletzt von dem gedanklichen Gehalt der Kunstwerke und lobt die“ Super-Aktion“ aller Beteiligter.
„Eure Bilder machen unsere Stadt wieder ein bisschen farbenfroher und freundlicher“, freut sich auch die Baureferentin des Stadtrats, Genovefa Kühn (AfD), über den Ideenreichtum der Schüler und ihrer Lehrerin. Ebenfalls unter Leitung von Rebecca Engelmann hatte ein P-Seminar von BSG-Schülern vor drei Jahren die Fassade des Stadtteilbüros Ost mit Spray-Technik verschönert.
Die "Gastgeberin" der Feierstunde, Stadtteilmanagerin Katrina Dibah-Lavorante, nannte die Beteiligung der Bürgerschaft und im Besonderen die Beteiligung von Schülerinnen und Schülern einen zentralen Bestandteil der Quartiersarbeit. "Ein schönes Wohnumfeld trägt wesentlich zum Wohlbefinden der Einzelnen bei."