Das Handwerk ist wieder im Trend. Auch für Zimmermänner und -frauen gibt es noch Ausbildungsstellen in ganz Schwaben. Foto: wolfgang teuber/pixelio.de
Schwaben (dl).
Die Handwerkskammer für Schwaben (HWK) zieht für das Ausbildungsjahr 2017 eine
positive Bilanz. Die Zahl der neuen Ausbildungsverträge ist gegenüber dem
Vorjahr um 8,3 Prozent gestiegen. Damit liegt Schwaben deutlich über dem bayerischen
Schnitt von 2,1 Prozent und dem Bundesschnitt von 2,9 Prozent.
Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Schwaben (HWK), nennt dafür folgende Gründe: „Ganz offensichtlich findet momentan ein Umdenken in Richtung handwerkliche Ausbildung statt. Eltern erkennen immer öfter, dass ihren Kindern mit einer Berufsausbildung alle Wege offen stehen – und zwar passend zu ihrer Persönlichkeit und ihren Fähigkeiten. Die Jugendlichen entscheiden sich für eine Ausbildung, weil sie im Handwerk attraktive Karrieremöglichkeiten erkennen.“
Hinzu kommt, dass viele Betriebe nach einer Pause wieder in die Ausbildung einsteigen oder das erste Mal ausbilden. Nach wie vor steht die Fachkräftesicherung ganz oben auf der Agenda der Firmen. Der Nachwuchs wird immer stärker im eigenen Haus qualifiziert und für verantwortungsvolle Aufgaben vorbereitet. Bis zum Jahresende kann noch mit einer Ausbildung gestartet werden. In der Lehrstellenbörse der HWK Schwaben werden aktuell noch 343 Stellen angeboten (www.lehrstellenboerse-schwaben.de)
Einstieg immer noch möglich
Jugendlichen, die noch nicht zum Zuge kamen, haben im
Handwerk immer noch Möglichkeiten. „In zukunftsträchtigen Berufen wie Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und
Klimatechnik, Elektroniker, KFZ-Mechatroniker oder auch Zimmerer gibt es noch
Ausbildungsstellen in ganz Schwaben,“ weiß Wagner und rät jungen Menschen, die
noch unversorgt sind, sich über die Lehrstellenbörse oder die App "Lehrstellenradar", die auf jedem Smartphone läuft, zu informieren.
Ebenso gibt es noch Lehrstellen in den Nahrungsmittelhandwerken sowie den Bau- und Ausbauberufen. Gründe hierfür sind die anhaltend hohe Konjunktur im Handwerk und die rückläufigen Schulabgängerzahlen. Alle Wirtschaftsbereiche wie Handwerk, Handel, Industrie oder auch die Gesundheitsbranche schöpfen aus einem kleineren Pool.
Trendwende in Richtung duale Berufsausbildung
Naturgemäß prägen Eltern die Berufsentscheidung ihrer Kinder und favorisieren eine akademische Laufbahn, selbst wenn das Kind gerne eine duale Ausbildung angehen würde. Erfreulicherweise ist inzwischen eine Trendwende erkennbar und es steigt das Bewusstsein, dass mit einer Berufsausbildung alle Wege offen stehen. Dabei spielen die persönlichen Fähigkeiten und Talente eine große Rolle. Dies bestätigt auch das Plus an Abiturienten, die eine Ausbildung beginnen und ihre Berufsperspektive im Handwerk sehen. Je nach Geschick und Leidenschaft passt für den einen die Expertenlaufbahn, ein anderer interessiert sich für eine Leitungsposition und ein dritter wird gerne Unternehmer.
Unternehmen müssen vernetzt und attraktiv sein
Unternehmen mit gutem Ruf und einem regionalen Netzwerk,
z. B. zu Schulen oder Vereinen kommen bei Jugendlichen gut an. „Die Qualität in
der Ausbildung spricht sich unter Jugendlichen schnell herum – und wer gut
ausbildet, wer sich um seine Nachwuchskräfte bemüht, hat dann beste Aussichten,
Azubis zu bekommen und diese später auch im Betrieb zu halten“, bekräftigt Wagner.
„Die Firmen sind gut beraten für sich werben und die Medien zu nutzen, die bei
Jugendlichen ankommen, wie zum Beispiel Präsenz im Internet und den sozialen
Medien.“
Auch der Eintrag in der Lehrstellen- und Praktikumsbörse der HWK oder eigene Veranstaltungen wie Tage der offenen Tür oder Berufsinfomessen unterstreichen ein professionelles Auftreten der Unternehmen. Hinzu kommt, dass junge Menschen spüren wollen, dass ihr Einsatz für den Betrieb wichtig ist und wertschätzend mit ihnen umgegangen wird. „Freude am Beruf, Sicherheit, ein gutes Klima im Team und Zeit für’s Private – kurz die „work life balance“ - sind der Generation Z wichtig“, ist sich Wagner sicher. Er rät den Unternehmen deshalb guten Azubis rechtzeitig die Übernahme zu signalisieren und sie nicht unnötig hinzuhalten. „Ausbildungsbetriebe, die ihre Nachwuchskräfte auch weiter beschäftigen möchten, müssen flexibel und kreativ sein und sich als Unternehmen empfehlen.“
Handwerkskammer gibt Tipps und wirbt mit Kampagnen
Die Handwerkskammer für Schwaben (HWK) betreibt eine
intensive Nachwuchswerbung. Das Team der HWK-Berufsausbildung ist präsent an Schulen, Berufsinformationsmessen, an Elternabenden und informiert die Lehrkräfte. Dabei werden die Entwicklungs-
und Weiterbildungsmöglichkeiten im Handwerk aufgezeigt.
Flankiert wird dies durch verschiedene Kampagnen wie „Macher gesucht“, „Elternstolz“ und der Imagekampagne des Deutschen Handwerks, um die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit zu stärken. Dabei werden zunehmend social media Kanäle genutzt, um den jungen Menschen dort, wo sie sich aufhalten, Lust auf’s Handwerk und eine handwerkliche Ausbildung zu machen. Ebenso bietet die HWK Schwaben für Jugendliche und Handwerksfirmen im direkten Kontakt passgenaue Besetzungsberatungen an und begleitet bei Bewerbungen.