Beim dritten Erinnerungscafé im Heimatmuseum Altvater/Freudenthal trugen Svenja Gropper (vorne links) und Daniela Seidel (vorne rechts) Passagen aus den Lebenserinnerungen der Spillendorferin Emma Schmidt vor. Foto: privat
Memmingen (sg). Ende Juni fand bereits zum dritten Mal das Erinnerungscafé im Heimatmuseum Freudenthal/Altvater statt. Die Lesung aus den Lebenserinnerungen von Emma Schmidt, geboren 1901 in Spillendorf, regte zu einem intensiven Austausch an.
Rund 20 Besucher - darunter der Enkel von Emma Schmidt, Andreas Blank, und seine Tochter - hörten dem lebendigen Vortrag der Museumsbeauftragten Daniela Seidel und der Kulturwissenschaftlerin Svenja Gropper zu. Schmidt schrieb ihre Lebenserinnerungen mit 85 Jahren nieder, mit dem Wunsch an ihren Enkel, „dass du keinen Krieg erlebst, so wie ich zwei erlebt habe.“ Sie schildert sehr berührend Verluste geliebter Menschen, die schwere und auch brutale Zeit vom Kriegsende bis zur Vertreibung sowie die Stationen bis zum Ankommen in Attenhausen. Dort lebt Andreas Blank mit seiner Familie noch heute. Er ergänzte die Ausführungen seiner Großmutter und stand den anderen Gästen für Fragen zur Verfügung. Denn die Lebenserinnerungen seiner Oma sind ein Schatz, wie ihn viele nicht besitzen. „Bei uns wurde nicht darüber gesprochen – und fragen hat man sich nicht getraut“, kam immer wieder zur Sprache.
Genau hier setzt auch die Idee des Erinnerungscafés an – Wege aus der Sprachlosigkeit zu finden, indem man sich gemeinsam an Vergangenes erinnert. Zum einen, damit dies nicht in Vergessenheit gerät - zum anderen, damit der „schwere Rucksack der Familiengeschichte" leichter wird.
Das Angebot will zudem Generationen zusammenführen. Die Teilnehmer von 30 bis 93 Jahren konnten diese Brücke auch diesmal wunderbar zusammen gehen. Sie tauschten sich intensiv über die Frage, wo Heimat ist oder warum damals manche mehr, manche weniger Gepäck mitnehmen durften, aus und konnten auch gegenseitig bereichernde Antworten geben. Nach dem offiziellen Teil führten einige Gäste die regen Gespräche noch weiter fort oder nutzen die Zeit für einen Museumsrundgang.
Nächster Termin
Das nächste Erinnerungscafé findet am Samstag, 21. September, um 14 Uhr in den Räumen des Heimatmuseums Altvater/Freudenthal im Stadtmuseum Memmingen (Zangmeisterstraße 8) statt. Im Mittelpunkt steht der Welt-Hit „Über sieben Brücken musst du gehn“, geschrieben von dem gebürtigen Freudenthaler Helmut Richter. Der Text schöpft inhaltlich auch aus der Erfahrung der Vertreibung. Gezeigt wird unter anderem ein Film des Regisseurs Ralph Grüneberger, welcher auch vor Ort sein wird.
Der Eintritt ist frei. Spenden zugunsten des Heimatmuseums sind gerne willkommen. Um Voranmeldung wird aus Platzgründen gebeten, per Telefon unter 0172/5678919 (Daniela Seidel).