Sie diskutierten über die Auswirkungen der geplanten Krankenhausreform (von links): Prof. Dr. Matthias Anthuber, Sabine Dittmar, Klaus Holetschek, Roland Engehausen, Chefarzt Prof. Dr. Carsten Gutt vom Klinikum Memmingen und Moderator Nikolaus Nützel vom Bayerischen Rundfunk. Foto: Pressestelle Klinikum Memmingen
Memmingen (dl). In der Stadthalle hat die Jahrestagung der Vereinigung der Bayerischen Chirurgie mit knapp 700 Teilnehmern stattgefunden. In diesem Rahmen diskutierten Politiker und Krankenhausvertreter auch über die höchst umstrittene Krankenhausreform und die Gefährdung der Gesundheitsversorgung in Bayern.
Das Gesundheitsministerium verfolge mit der Reform drei Ziele, erklärte die Parlamentarische Staatssekretärin von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, Sabine Dittmar: „Sicherung und Steigerung der Behandlungsqualität, Gewährleistung einer flächendeckenden medizinischen Versorgung sowie Entbürokratisierung.“ Krankenhäuser sollen in verschiedene Versorgungslevel und Leistungsgruppen eingeordnet werden und nur noch die ihnen zugeordneten Leistungen - Grundversorgung, Regel- und Schwerpunktversorgung oder Maximalversorgung - erbringen dürfen. Außerdem sollen Kliniken Geld für das Vorhalten von Leistungen bekommen, statt einer Vergütung nach Fallzahlen. Doch auch diese Vorhaltepauschale orientiere sich letztlich an den Fallzahlen, kritisieren Maximilian Mai, Vorstand vom Klinikum Memmingen, und Roland Engehausen, Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft.
Kliniken im Blindflug
Die Angst, dass nur die großen Häuser überleben und mittlere sowie kleine Häuser durch die wirtschaftliche Not zugrunde gehen, teilt der CSU-Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag und ehemalige bayerische Gesundheitsminister, Klaus Holetschek: „Die Koalition ist nicht in der Lage ausreichend Geld zur Verfügung zu stellen. Das Krankenhaussystem ist auf Kante genäht und fährt gerade an die Wand.“ Er betont: „Ein kurzer Weg ins nächste Krankenhaus ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal für die wohnortnahe Gesundheitsversorgung.“ Ähnlicher Meinung ist Tobias Hermann, Geschäftsbereichsleiter der AOK Bayern: „Wir gehen in einen kalten Strukturwandel hinein, den wir nicht mehr beherrschen können.“ Prof. Dr. Matthias Anthuber vom Uniklinikum Augsburg unterstreicht, dass sich die Krankenhäuser in einem „Blindflug“ befänden, weil noch zu wenig über die Auswirkungen der Reform bekannt sei.